Sonntag, 14. Februar 2021

Die ehemalige Bergfeste Trifels #4

 EOS: Zeitschrift aus Baiern, zur Erheiterung und Belehrung

Nr. 55     12. Juli 1819














Hierher ließ Heinrich den König Richard von Engelland bringen. Er hatte sich mit Leopold dem VI. von Österreich entzweyt, wurde bey seiner Rückkehr in PilgerKleidung von seinen Feinden erkannt, und nach Trifels geführt. Kaiser Heinrich freute sich, den kühnen Gegner, der ihm in Sicilien so viel zu schaffen machte, in seine Gewalt bekommen zu haben. Ueber ein ganzes Jahr mußte er hier sein trauriges Loos beseufzen: im öden Gemäuer, in jenen tiefen Burgverlies, verhallten seine Klagen. Erst im Jahre 1194 hat man ihn nach Thierstein an die Donau gebracht, wo ihn seine WaffenGenossen, unter der Leitung seines Minesängers Blondel entdeckten, und ihm die Befreyung gegen 130,000 Mark Silber verschafften.

Hieher kam der Sicilianer Margaritta, der so lange zur See den Meister spielte, mit ihm Graf Richard, ein Verwandter der Kaiserinn. Zur engen Gefangenschaft waren sie von entzürnten Monarchen verdammt, das Tageslicht sollten sie nicht mehr sehen, – sie wurden bey ihrer Ankunft der Augen beraubt. Nach Trifels ließ Heinrich seine Vertrauten kommen, um sich mit ihnen wegen des KriegsPlans zu besprechen, den er gegen Sicilien ausführen wollte. An seinem Hofe versammelten sich damals – es war der 9. May 1194 – Bischof Otto von Speier, Herzog Simon von Lotharingen, seine Brüder, Pfalzgraf Otto von Burgund und Herzog Philipp von Schwaben, Graf Siegebert von Frankenburg im Elsaß, Graf Berthold von Bergen, Graf Berthold von Neuenburg, Graf Boppo von Lautern, Hugo von Luneville, nebst vielen anderen und einem zahlreichen Gefolge. Gleich darauf begann der HeeresZug nach Italien. Der Truchseß Marquard von Annweiler begleitete den Monarchen; er war sein Minister, sein erster Feldherr, und wurde kaiserlich wegen seiner Dienste belohnt. Heinrich gab ihm das Herzogthum, die Grafschaft Romagna und die Mark Ankona zum Eigenthum.

Nach Tanfreds Tod mußte sich Sicilien dem Sieger schweigend unterwerfen; alle Kostbarkeiten des eroberten Landes, und ein unermeßlicher Schatz von Gold und Silber, wurden weggeführt. Alle diese Reichthümer kamen hieher auf diese Felsenburg, wo die Schatzkammer des Kaisers war. Drey BurgVögte, Conrad, Wernher und Heinrich – ihre FamilienNamen sind nicht bekannt – nahemen sie in Verwahr, und verpflichteten sich mit ihrem Leben, sie treulich zu bewachen.

Doch Heinrich durfte nur kurze Zeit sich dieses Reichthums erfreuen; im eroberten Lande, wo er alles besiegt hatte, wurde er selbst 1197 vom Tode besiegt. Philipp, sein Bruder, übernahm die Vormundschaft über den Prinzen Friedrich; aber nicht lange konnte er ihm den Schatz und die Krone zu Trifels bewahren: er mußte letztere auf sein eigenes Haupt setzen, und ersteren gebrauchen, um sich gegen Otto den IV. zu behaupten. Zehn Jahre hindurch war ein blutiger Kampf; die aufgehäuften Schätze verzehrte der lange Krieg. Manchen Vortheil hatte Otto, allein der Krone konnte er nicht habhaft werden, die steilen Mauern von Trifels trotzten seiner Macht. Aber kaum war Philipp unter dem Schwertstreich des tapferen Otto von Wittelsbach gefallen, so eilte sein Kanzler, Bischoff Conrad von Speyer, in dieser Burg, um sie mit der Krone so theuer als möglich verkaufen zu können. Er verlangte einige Begünstigungen für seine Brüder, die Herren von Scharfeneck, welche das väterliche Stammhaus bewohnten, das wir dort in der Nähe auf unseren Vogesen erblicken, und für sich die Beybehaltung in der ReichsKanzlerWürde. Mit der Bewilligung dessen, was er forderte, wurde Trifels geöffnet, die ReichsInsignien waren in Ottos Gewalt.





















Vier Jahre nachher (1212) kam der nun erwachsene Prinz Friedrich nach Teutschland zurück, und forderte die Rechte seines Vaters. Der Papst Innocentius erklärte sich für ihn, viele Fürsten traten auf seine Seite, die Tapferkeit begleitete ihn, der Sieg war in seinem Gefolge, der Gegner mußte weichen, und er trat unter dem Namen Friedrich II. in die Reihe der Kaiser. Jetzt fiel Trifels wieder in die Hände seiner rechtmäßigen Besitzer. Nach einem Vertrage, zu Goßlar geschlossen, wurden die Reichskleiodien übergeben, und abermals hier in ihrem früheren VerwahrungsOrt niedergelegt.

Friedrich verweilte gerne auf der väterlichen Feste; hier lag das ererbte Zeichen seiner Würde, hier erinnerte ihn alles an seine großen Ahnen, hier umgaben ihn Mauern, unbesiegbar gegen jede feindliche Macht. Rings umher wohnte treue Vasallen und Unterthanen, die ihn auch in den gefährlichen Augenblicken des Lebens nicht verließen. Dieses Lob verdienten vorzüglich die Bürger von Anweiler; sie achteten nicht den ausgesprochenen Bann, und die Befehle derer, die gegen den Monarchen aufgetreten waren, sondern bildeten vielmehr eine erprobte Vorwache zur Beschützung seiner Person. Diese Treue ließ Friedrich nicht unvergolten; er erhob ihre Stadt zu einer freyen ReichsStadt, und gab ihr Rechte und Freyheiten, wie sie nur wenige hatten.

Während dem dieser Kaiser mit seinem Heere in Palästina kämpfte, sollte sein Sohn, der römische König Heinrich, die Regentschaft in Teutschland verwalteten. Diesen wichtigen Auftrag übernahm er in unserer Burg. Aber bald vergaß er die Treue, bis er in der BurgKapelle dem Vater gelobet hatte, und wollte sich zum selbstständigen Beherrscher des Reiches erheben. Der entzürnte Kaiser eilte in seine Staaten zurück, die Aufrührer legten das Schwert aus der Hand, und der verwegene Prinz, begleitet von etlichen seiner Anhänger, flüchtete sich in diese Feste. Doch vergebens hoffte er hier einen Ort der Sicherheit zu finden; auf Befehl des Kaisers öffneten sich die Eingänge, er wurde zur ewigen Gefangenschaft verdammt, aus der ihn nur, nach fünf Jahren, der Tod erlöste.

Conrad, der zweyte Prinz des Kaisers, ward nun zum römischen König gewählt, und kam ebenfalls als ReichsVerweser hierher. Er nahm selbst die Zeichen der väterlichen Würde in eigene Verwahrung, und ließ solche sich einhändigen vom Truchseß Philipp von Falkenstein und seiner Hausfrau Isengard. Die damals darüber ausgefertigte Urkunde nennt, außer der Krone und dem Scepter, folgende Kleinodien des Reichs:

unsers Herrn Holz, mit einem gulden Creucz, S. Johann Baptisten Zahn, S. Mauricien Spehr, unsers Herrn Nagel, zwey Schwert mit zwey Scheiden, den gulden Appel mit dem Kreuze, den kaiserlichen Mantel, den gulden Sporen, eine Albe von weißem sammet, zwey scharlacken Hosen und zwey Schue mit steinen geziert.






















Als Conrad mit gezogenem Schwerte gegen Wilhelm von Holland die Rechte seines Vaters, und nach dessem Tode seine eigene vertheidigte, zweifelte er nicht an der Erhaltung dessen, was in der BurgKapelle zu Trifels niedergelegt war. Aber auf eine empfindliche Weise sah er sich bald in seinem Glauben getäuscht. Durch Lift fand der Gegner den Eingang in diese Feste, und alles, was sie umschloß, fiel in seine Gewalt. Wilhelm betrachtete dies wie einen entscheidenten Sieg; er schrieb mit hoher Freude an seinen Kanzler: ich habe das Ziel meiner Wünsche erreicht, ich habe Trifels mit allen Heiligthümern erhalten. Er selbst zog, wie im Triumph, in diese Mauern ein; auch seine Gemahlin sollte kommen, um Theil an seiner Freude zu nehmen. Aber bald wurde diese auf eine schmerzhafte Art getrübt, sie reiste ruhig von Worms ab, und hatte den Grafen Adolph von Nassau zum Begleiter. Als sie aber in die Gegend von Oggersheim kam, wurde sie von einem gewissen Hermann von Ritterberg überfallen, ihrer Schätze beraubt, und gefangen genommen.

Conrad starb, und Wilhelm von Holland folgte ihm nach (1256). Dennoch erhielt Teutschland keine Ruhe, da seine Fürsten sich nicht in einer Wahl vereinigen konnten. Richard von Cornwall kam aus Engelland, und wußte durch glückliche Umstände den Eingang in Trifels zu finden. Seine Angetraute, die schöne Göthe, war eine Schwester des Grafen von Falkenstein, die hier, wie wir oben sagten, die BurgVogten verwaltete. Bey einer solchen Verbindung war es ihm um so weniger schwer, seine Absicht zu erreichen, da Papst Urban in seiner Bulle befohlen hatte, ihm alle Städte und Burgen, und namentlich die Feste Trifels (Treveles) einzuräumen.

So sank das Eigenthum der Hohenstaufen in fremde Hände, es wurde jetzt erst ein Eigenthum des Reichs, und alle Aussicht zur Rückkehr verschwand, als der letzte Sprößling dieser erlauchten Familie unter der Hand des Scharfrichters geendet hatte.

Kaiser Rudolph von Habsburg nahm Trifels durch seine Wahl in Besitz, und alle seine Nachfolger, bis auf Ludwig den Baier, hatten hier die ReichsFahne aufgepflanzt. An die Stelle der Truchsessen von Falkenstein wurden ReichsVögte gesetzt, in der Gegend zu richten mit Strang und Schwert über Uebelthäter. Nur noch eine kurze Zeit hindurch blieben die kaiserlichen Insignien hier; die letzte Spur hievon finden wir unter Adolph von Nassau, der noch den Mönchen zu Eussersthal sie zu bewachen befahl. 




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