EOS: Zeitschrift aus Baiern, zur Erheiterung und Belehrung
Nr. 54 7. Juli 1819
Wie anziehend mußte der Sonnenberg, der zwischen beyden Burgen in der Mitte lag, für den damaligen Rittergeist seyn! Wie leicht konnte derselbe den Entschluß erwecken, seine natürliche Festigkeit zu einem ZufluchtsOrt gegen äußere Gewalt zu wählen! Und von wem durfte man dieses eher vermuten, als von jenen Salischen Dynasten, die unter ihren Nachkommen mehrere Beherrscher Teutschlands zählten, welche unter dem Namen der Fränkisch-Salischen Kaiser bekannt sind? Sie hatten ihre Besitzungen ringsumher; von der BurgZinne konnten sie einen großen Theil ihres schönen Landes überschauen, und, was noch mehr ist, diese Kaiser haben, nach vorhandenen Urkunden, die Feste Trifels von ihren Vorälteren ererbt.
Die Geschichte dieser Familie reicht bis in die Zeiten der Merovinger zurück. Der älteste Stammvater, den wir kennen, war ein gewisser Wecello oder Wernher, der den heiligen Pirmin begünstigte, als er von Reichenau sich in den Westrich begab, um dort die Abtey Hornbach, ohnweit Zweybrücken, zu stiften. Von seiner Gemahlin Wilgarde hat das benachbarte Dorf Wilgartswiesen noch seinen Namen. Seine Nachkommen waren die königlichen GammerProcuratoren, und wurden darauf Herzoge des rheinischen Franziens, bis sie endlich in Conrad I. Zur KaiserWürde gelangten. Dürfte man unter diesen Umständen wohl bezweifeln, daß die Feste Trifels einem dieser Salischen Dynasten aus den Zeiten der Merowinger ihr Daseyn zu verdanken habe?
Erst im elften Jahrhundert wird dieser Burg in öffentlichen Urkunden gedacht, und damals schon war sie wegen ihrer Festigkeit und Ausdehnung in großem Ansehen. Oefters ist hier das kaiserliche Hoflager gewesen, und wenn der Monarch sich an anderen Orten befand, so war immer eine Anzahl seiner Getreuen hier; sie standen unter dem Burgvogt, der zugleich der Richter der Gegend war. Unter Heinrich IV. Hatte diese diese Stelle ein gewisser Ottnand von Triffelß. Wahrscheinlich gab er diesem zur engern Verwahrung einen Theil der Sächsischen Großen, die gegen ihn die Fahne des Aufruhrs getragen haben.
Hierher begab sich Heinrich öfters bey den mancherley Stürmen seines Lebens; in Trifels wenigstens hatte er Sicherheit, als das Oberhaupt der Kirche den BannStrahl geschleudert, die Fürsten Teutschlands sich verschworen, und sein eigener Sohn sich gegen ihn aufgelehnt hatte. Erst nach seinem Tode kam derselbe in den Besitz der väterlichen Burg. Auch dieser Fürst verweilte zuweilen in Trifels, und sah von der Berghöhe hinab auf den Wechsel der Dinge. Unter seiner Regierung war die Burg ein sicherer VerwahrungsOrt gefangener Feinde. In ihren Mauern mußte der Mainzer Erzbischof, Adelbert von Nassau, den Verlust seiner Freyheit beseufzen. Der geistliche Herr, ehemals Kanzler des Kaisers, hatte es dadurch verdorben, daß er dem kirchlichen Oberhaupte mehr als dem weltlichen gehorchen wollte. Mit der geschenkten Freyheit änderte er jedoch seine Grundsätze nicht, und er trat zuletzt sogar öffentlich, ja mit bewaffneter Hand, gegen den Kaiser auf. Heinrich bekam ihm zum zweytenmale in seine Gewalt, und ließ ihn abermals von Worms, wo er gerade die Ostern feyerte, (1113) nach Trifels bringen. Drey Jahre mußte er jetzt auf dieser Anhöhe verweilen, und nur die kräftige Fürsprache wichtiger Männer konnte ihm seine Entlassung bewirken; er durfte sich wieder nach Mainz begeben, aber Geisel mußte er stellen, und dabei noch mit einem Eide betheuern, daß er auf den ersten Befehl sich wieder einfinden wolle.
Eben so traurig war für den tapferen Grafen Wiprecht von Groisz der Aufenthalt in diesem Gemäuer. Als ein WaffenGefährte des Pfalzgrafen Siegfrieds von Orlamünde fiel er in die Hände des Kaisers. Schon war über ihn zu Würzburg das TodesUrteil gesprochen, als sein Sohn in den beweglichsten Ausdrücken für das Leben seines Vaters bat. Die Strafe ward ihm zwar entlassen, aber drey lange Jahre mußte er doch mit dem Mainzer Erzbischof hier verweilen, bis er endlich den FreyheitsBrief erhielt, und als Markgraf in Lausisz das überstandene Elend vergaß.
So wichtig aber dem Kaiser unsere Burg zur Bewahrung seiner Gefangenen war, so eifrig suchte er sie, da er keine Kinder hatte, seinen nächsten Anverwandten zu erhalten. Er war in Utrecht, als er sich plötzlich an der Grenze seiner irdischen Laufbahn fühlte. Die Söhne seiner Schwester, die Hohenstaufen, ernannte er zu seinen Erben. Einer derselben, Herzog Friedrich II. von Schwaben, befand sich in seinem Gefolge; er ließ ihn zu seinem Sterbelager kommen, machte ihnen seinen letzten Willen bekannt, und gab ihm die Krone und die übrigen ReichsInsignien mit dem Befehl, sie bis zur neuen Kaiserwahl nach Trifels in sichere Verwahrung zu bringen. Der Kaiser starb (1125) und der Neffe erfüllte, was ihm der Oheim aufgetragen hatte. In Trifels waren die Heiligtümer gegen jede Gefahr geschützt; zu der Burgkapelle konnte kein Feind den Zugang finden. Der Herzog selbst wählte jetzt diese Anhöhe zu seinem Aufenthalte; sie mußte ihm um so angenehmer seyn, da er hier einen großen Theil seiner schönen Besitzungen überblicken, und leichter die Plane seiner Gegner beobachten konnte.
Endlich kam der entscheidenede Tag an dem Teutschland ein neues Oberhaupt erhalten sollte; Friedrich, mit der Krone in der Hand, machte sich alle Hoffnung, sie aufsetzen zu dürfen; aber er sahe sich getäuscht. Erzbischof Adelbert von Mainz konnte seine Gefangenschaft in Trifels nicht vergessen, und trug den Haß, den er dem Oheim geschworen hatte, auf den Neffen desselben über. Mit dem Ansehen eines päpstlichen Legaten und in Verbindung mit dem Kardinal Gerhard stimmte er die Fürsten für den Sächsischen Grafen Lothar. Friedrich freute sich vergeblich, das Zeichen der Kaiserwürde zu besitzen. Fünf Jahre hindurch dauerte ein verwüstender Krieg. Der Schwäbische Herzog konnte nicht das Reich, der Sächsische Kaiser nicht die Krone erhalten, – sie lag in Trifels verwahrt, dessen Mauern unbesiegbar waren.
Was Herzog Friedrich nicht erlangen konnte, wurde seinen Bruder zu Theil. Lothar starb ,und der gefährliche Gegner seiner Familie, Adelbert aus Mainz, hatte ebenfalls seine Laufbahn beschlossen. Die Kaiserwahl fiel auf den noch übrigen Neffen Heinrichs V. den Hohenstaufen Conrad III. Die Krone und das Scepter blieb nun aufs neue in Trifels, und sind erst nach dem Abgange dieser erlauchten Familie aus unserer Bergfeste weggebracht wurden. Die Geistlichen aus dem benachbarten Kloster Eussersthal mußten, je zwey und zwey, sie in der Burgkapelle bewachen; gegen äußere Feinde sie zu beschützen, was den Herren von Falkenstein und Truchsessen von Bolanden übertragen.
Auch Kaiser Conrad und alle Regenten Teutschlands vom hohenstaufischen Stamme hatten öfters in dieser Feste ihren Hof; vorzüglich war Trifels ein Lieblingsort für Friedrich den Rothbart. Unter ihm wurde die Burg vergrößert, der sogenannte MarmorSaal erbaut, und überhaupt mancherley Verschönerungen angebracht. Wenn er von Hagenau hinab nach Kaiserslautern zog, kehrte er gewöhnlich in Trifels ein, und verweilte hier oft mehrere Tage. Bey einer solchen Durchreise gab er den 18. December 1155 der Abten Hert ein Privilegium, das den Wohlstand dieses Klosters befestigen sollte.
Durch die Nähe und öftere Anwesenheit des Kaisers erweiterte sich das unten liegende Annweiler und Friedrich begünstigte einen Ort, dem schon sein Oheim, der Herzog Friedrich II. von Schwaben, mit Vorliebe ergeben war. Durch ihn wurde eine Kirche daselbst erbaut, die er mit einer Menge von Reliquien beschenkte. Sie war dem h. Fortunatus geweihet.
Während dem Friedrich der Rothbart in entfernten Gegenden dem Rufe der Waffen folgte, hatte auch sein Sohn und Nachfolger Kaiser Heinrich VI. als Verweser des Reichs , diese unzugängliche Burg zu seinem Aufenthalte gewählet, und als er selbst die RegentenBahn betreten hatte, ließ er hier Krone und Scepter in sicherer Verwahrung liegen; Trifels blieb seine erste Feste – der Ort, den auch er seinen Staatsgefangenen anwieß.
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